Ehemalige Spiellokale

Das Wandern ist der Schächer Lust – Aus der Geschichte unserer Vereinslokale 

Bei einer Vereinsfeier im Clubhaus des Tennisvereins Blau-Weiß wurden Mitglieder wegen ihrer fünfzigjährigen Mitgliedschaft geehrt. Ein Beitrag zur Unterhaltung war es, die Vereinslokale aufzuzählen, in denen wir in der Vergangenheit zu Gast waren. Im Zusammenhang mit unserem Internetauftritt ist das Thema zu neuer Aktualität gelangt. Aus diesem Grund stellen wir den Bericht unseren Mitgliedern erneut vor mit der Bitte, Chronologie und Vollständigkeit zu prüfen oder zu ergänzen. Jahreszahlen werden allerdings kaum zu ermitteln sein. 

1. Gaststätte Häußler
Diese gutbürgerliche Gaststätte auf der Hochstraße im Herzen Bottrops, beinahe gegenüber der Cyriakus-Kirche, war Domizil des Vereins während des „Dritten Reiches“. Das Haus steht heute nicht mehr. 

2. Gaststätte „Zum Trappenkamp“, Inhaber Kersting
Dieses Lokal befindet sich auch heute noch gegenüber dem Berliner Platz, früher Trappenkamp. Um das Jahr 1948 erlebte der Verein hier eine Blütezahl mit großer Mitgliederzahl und sportlichen Erfolgen. Spielabend war Mittwoch, gleichzeitig Termin für Proben des Männergesangvereins im benachbarten Saal. Weitere akustische Bereicherungen gab es zu Zeiten, wenn auf der anderen Straßenseite Kirmes stattfand. 
3. Gaststätte Papenfuß
Das später unter dem Namen „Billardeck“ bekannte Lokal auf der Essener Straße besaß auch seinerzeit schon einen Billardtisch. Ein Histörchen wird gerne erzählt: Jugendliche Schachspieler, die Billard statt Schach spielten, wurden durch körperliche Attacken des legendären Vorsitzenden Ignaz Kolorz zur Räson gebracht. 

4. Gaststätte ten Hövel
Am Kirchplatz, im Bereich neben Leder-Schwarz, heute T-Punkt, fand der Verein vorübergehend in einem zu kleinen Gesellschaftszimmer Unterschlupf. Zum Ausgleich für einige Unannehmlichkeiten gab es immerhin die „Schöne Lisa“ als Wirtin. Nach Abriss und Neubau des Hauses hatte es für uns keinen Platz mehr. 

5. Hotel Westfälischer Hof
Immer noch im Bereich der Innenstadt fand Oskar Wielgos hier auf der Essener Straße ein Spiellokal, das uns mit sehr guten Bedingungen diente. Als Nachfolger des Wirtes Trappe machte sich der urprüngliche Kellner Erich Ingendoh beinahe zum Freund des Vereins. Außer einem Saal standen uns ein Nebenraum, außerdem das sogenannte „Fürstenzimmer“, und schlimmstenfalls auch die Kegelbahn zum Schach spielen zur Verfügung. Tatsächlich haben wir hier nicht nur Bezirksmeisterschaften, Verbandsmeisterschaften und Einzelmeisterschaften des Schachbundes NRW für Damen und Herren ausgerichtet, sondern auch kräftig Karneval gefeiert. Das Hotel gehörte der Gemeinde Herz Jesu, wurde deshalb scherzhaft „Feuchter Beichtstuhl“ genannt, leider wegen großer Bergschäden abgerissen. 

6. Gaststätte Kruse-Vieth
An den Stadtrand gedrängt fand der Verein auf der Gladbecker Straße in der Nähe des ehemaligen Straßenbahndepots (heute Hotel und Diskotheken) vorübergehend eine neue Heimat. Beim Umzug zeichnete sich Jens Stadtmann als Fahrer eines schweren Lkw aus. Der Wirt sah sich, wie viele andere, in seinen Umsatzerwartungen enttäuscht und verhielt sich unfreundlich. Da er als sehr impulsiv galt, trug die Wirtschaft auch die Bezeichnung „Zum fliegenden Schnitzel“. Der Abschied fiel uns hier nicht schwer, zumal unser Materialwart Johann Niesporek auch noch von „Untermietern“ sprach, weil Mäuse unsere Schachbretter angeknabbert hatten. 

7. Gewerkschaftshaus
Im Gewerkschaftshaus an der oberen Gerichtsstraße hatten wir einen sehr schönen lichten Saal zur Verfügung. Aus unbekannten Gründen fand uns der einflussreiche Herr Vogler, Gewerkschaftler und Sportfunktionär, als missliebige Gäste und veranlasste unseren Auszug. 

8. Café Rogge
Beinahe wie im Exil fühlten wir uns, als wir im Café Rogge gegenüber dem Parkfriedhof auf der Hans-Böckler-Straße eine neue Bleibe fanden. Ziemlich nahe kamen wir da schon dem Spiellokal der SG Fuhlenbrock. Die Spielbedingungen waren nicht ideal, da Caféhaustische von der Größe her doch nicht für Schachbretter vorgesehen sind. Aber gemütlich waren die Räumlichkeiten natürlich. 

9. Pfarrheim West
Durch Vermittlung von Max Daun, der Beziehungen zur katholischen Kirche hatte, durften wir das Pfarrheim West an der Sterkrader Straße, Nähe Heidenheck, für unseren Spielbetrieb nutzen. Max Daun hatte ebenfalls vermittelt, als wir einen Saal im Katholischen Stadthaus für eine Veranstaltung brauchten, um mit Gästen aus Tourcoing zu feien. Das Pfarrheim musste dann einem Neubau als Seniorenwohnanlage weichen. 

10. Sparkasse
Heinz Mrosek, Vorstandsmitglied der Sparkasse, ehemals Vereinsmitglied, verhalf uns zu einer Spielstätte in einem Verwaltungsgebäude der Sparkasse an der Schützenstraße. Wir fühlten uns nobel untergebracht, konnten uns möglichen Intrigen des missgelaunten Hausmeisters aber auf Dauer nicht widersetzen. Ärger mit Hausmeistern waren uns nicht neu, so u.a. als in der Mensa des Vestischen Gymnasiums Mannschaftskämpfe ausgetragen wurden und Hans-Georg Skolarski mit seiner regen Jugendarbeit Veranstaltungen organisierte. 

11. Kolpinghaus
Nächste Station auf einer langen Reise war das Kolpinghaus an der Pfarrstraße. Schöne Räume und ein verständnisvoller Wirt machten uns das Leben angenehm. Schwierigkeiten bahnten sich jedoch an, als (jugendliche) Mitglieder Rechnungen nicht beglichen, selbst Getränke mitbrachten und nicht immer durch Höflichkeit auffielen. Letzten Endes setzte sich die missliebige Schwägerin des Wirtes durch und uns vor die Tür. 

12. Gaststätte Schürmann
Auf Vermittlung von Dr. Heinz-Dieter Gierse wurde es uns ermöglicht, in der Gaststätte Schürmann, Gladbecker Straße, unseren Spielbetrieb durchzuführen. Jenseits des Nordrings hatten wir eine Bleibe fern der Stadtmitte im „warmen Eigen“ gefunden. Leider hielt der Wirt sich nicht an die Abmachung, uns den Saal zur alleinigen Verfügung zu überlassen. Auf Dauer passten die Schachspieler und die Billardspieler dann doch nicht zusammen. 

13.  Hallenbad
Endgültigen Abschied von Gaststätten als Spielort nahmen wir, als uns die Stadt Bottrop die Möglichkeit bot, im Verwaltungstrakt des Hallenbades zu spielen. Nicht gerade ideal, aber mit der notwendigen Stille, spielten wir hier unsere Partien. Beim Auszug ahnten wir nicht, dass das Hallenbad im Zuge der Stadterneuerung abgerissen würde und einen Platz finden würde in unmittelbarer Nähe unserer jetzigen Spielstätte. 

14. Dieter-Renz-Halle
Maßgeblich beteiligt am Einzug und an der Gestaltung unserer neuen Spielstätte im Verwaltungstrakt der Sportanlage „Dieter-Renz-Halle“ waren Franz Berkenbusch und Willi Klümper. Jetzt spielt der Verein in einem Raum, der den Neid vieler Besucher auslöst. Die Ausstattung bis hin zu PC, Kühlschrank und Bibliothek und prächtiges Spielmaterial lässt keine Wünsche offen.

15. Gemeindehaus Liebfrauen
Seit Urzeiten, also unter dem Vorsitz von Oskar Wielgos, ist unser Verein Mitglied beim Stadtsportbund Bottrop (damals Stadtverband für Leibesübungen). Als der Stadtsportbund die Räumlichkeiten unserer Spielstätte bei der Dieter-Renz-Halle für sich reklamierte, stand wieder ein Umzug an. Diese Aktion erwies sich als großes Manöver, denn der Verein hat mit seinen Beständen an Schachmaterial und der umfangreichen Bibliothek wahre Schätze im Besitz. Durch Vermittlung des amtierenden Vereinsmeisters Heinz Jäger kam eine Einigung mit der Kirchengemeinde Liebfrauen zustande, das Gemeindehaus an der Buchenstraße zu nutzen. Seit Jahresbeginn 2010 stehen hier, für den Verein erstmalig, zwei zum Teil selbstmöblierte Räume zur Verfügung. In der Nähe des ehemaligen Spiellokals Schürmann  ist der Verein nun wieder im „warmen“ Eigen zu Hause

Hoffentlich ist hier die Reise durch die Gemeinde endgültig beendet. 


P.S. Hinweise auf einen Spielbetrieb in der Gaststätte Passmann an der Kirchhellener Straße müssen noch belegt werden. Ein Jugendheim an der Eupenstraße stand darüber hinaus ausschließlich für die Jugendarbeit zeitweise zur Verfügung und wurde durch Heinz Busche betreut.